Böltz(onario)

von th

Unser geehrter Hamelner Forstamtsleiter Herr Böltz (onario) hat mal wieder zugeschlagen. Nein, nicht mit Faust – er ist eigentlich ein feiner Kerl. Mit der Hand führt er meist eine Sprühdose voll pinker Farbe, zu 100% biologisch abbaubar. Mit selbiger Dose spielt er Kraft seines Amtes Lotto im Hamelner Stadtwald. 49 aus 6, etwa so wandern die Spielregeln durchs Geböltz. Aktuell findet die Ziehung am Max-Planck-Weg in der Hamelner Nordstadt statt. Ein recht verschnarchter (unversägter) Stadtrand – Durchnittsalter der Restbevölkerung ca. Ü-70, etwa so wie die Eichen. Kinder 0, Hunde 13. Letztere wissen bald nicht mehr, wo sie ein Bein heben können.

So berichtete die Hamelner Dorfschmonzette am Mittwoch, dem 24.1.24, von einem Lesertelefon-Anrufer, der sich fragte, „Ob das nun so seien müsse?“ Es geht und steht um etwa 49 Eichen recht schlecht, sie haben ein Kreuz auf der Rinde und stehen zudem vereinzelt leicht schief. So geht das nicht im neuen Deuschland! Eine teutsche Eiche hat gefälligst gerade zu stehen, sonst wird sie remigriert oder massakriert.

Persönlich sind mir die krummen, alten Eichen am liebsten. Sie sind die Schönsten und zeugen von Lebensmut, Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit, selbst in Zeiten des Klimawandels. Eichen wurzeln tief und werden seit Jahrhunderten an Waldrändern als Sturmbrecher gepflanzt. Das lässt sich an vielen Waldrändern im Weserbergland so selbst erkunden. Sie suchen und brauchen das Licht, wodurch sie sich an einem Waldrand oder im Reinbestand besonders wohl fühlen, nicht selten zur Sonne geneigt. In einem Buchenforst werden sie schnell überschattet, kümmern und sterben.

Früher trieb man die Schweine im Herbst zur Eichelmast in den Wald. Der Speck soll dann besonders gut gewesen sein. Die wohl älteste Hude-Eiche Hamelns (Hude von Hüten, Hudern) steht auf dem Basberg auf dem Görgesplatz. Näher ran darf man aber nicht (Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben!). Ist mir aber schnurz. Von mir bekommt sie immer einen hautnahen Besuch. Was bleibt uns denn demnächst am Roten Berg - eine Sojabohnen-Plantage? Damit lockt man heute keine Sau mehr an den Waldrand, das hat sie ja alle Tage.

Ich kenne bisher nur eine einzige Eiche, die im Sturm gefallen ist. Sie stand im alten Ortskern von Klein Berkel und hat mindestens 500 Lenze erlebt. Sie war müde.

Mein Vater hat zu meiner Geburt eine Eiche gepflanzt. Sie war zeitlebens von trauriger, schiefer Gestalt, so wie Karl Valentin oder ich. Durch fremde Hand musste sie nun jüngst einer Rasenfläche weichen, wahrscheinlich wegen der Verkehrs-Sicherungspflicht. Seitdem fühle ich mich müde.

Zum Foto: Das große Eichenblatt gehörte mal meinem Lebensbaum, das kleine Blatt gehört einer Eiche an Holtenser Landstrasse, der ich vorerst das Leben gerettet habe.

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