Ein Hisstörischer Augenblick für Hameln?

von th

Fallen wir gleich mit dem Briefkasten ins Haus? Nein, da tutet sich nichts mehr.

Die Deutsche Bundespest hat den Versand des wöchentlichen Werbeblättchensammelsuriums in Hameln eingestellt. In feinstes, transparentes Polyethylen gekleidet und als kostenloses Fernsehprogramm verkleidet sumpfte es meist Freitags in unserem Schlitz herum und spaltete die Nation und die Person. In guten Zeiten gut 300 Gramm schwer, litt es in letzter Zeit an Schwindsucht. Die PE-Folie wog meist schwerer. Das Televisionsprogramm ist eh schon seit längerem abgemagerte Kost und kaum verdaulich. Schon Altkanzler Helmut Schmidt postulierte: Wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen.

Die Pest hat sich aber ausdrücklich für meine jahrelange, treue Nutzung des Einkaufs-Ratgebers und meine TV-Programmplanung bedankt. Dafür sei Dank zurück. Das Einkaufen und in die Ferne sehen hat mich persönlich aber nur selten begeistert. Ich beschäftigte mich lieber mit der Gestaltung von Briefkasten-Aufklebern: „Bitte keine verschwitzte Tüte einwerfen!“ Irgendwann konnte man den Schlitz vor lauteren Aufklebern nicht mehr sehen. Dennoch war der Kasten immer voll.

Mein treuer, lang gedienter Postillion humpelt jetzt in die Frührente: Gelenk-Arthrose. Des einen Freud, des anderen Leid.

In eine Küche musste ich mal eine Extra-Schlupade für die Einkaufsvorbereitung basteln. Meine Frau gewinnt deutlich an Freizeit und ich brauche nicht mehr heimlich, bei zugezogener Gardine, nach Sonderangeboten für Katzenfutter blättern. So entgeht mir aber auch ein neuer Briefkasten zum Sonderpreis – bei meinem quietscht die Klappe: Gelenk-Arthrose.

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