Hochzeitshaus

von th

Da hat nun unsere Stadt eine echtes Pfund stehen. Vielmehr haben unsere Altvorderen hunderte Tonnen an Wesersandstein fein gemetzt und kunstvoll zu einem Bauwerk sondergleichen gefügt, nicht ahnend, daß das stolze Gebäude im 21. Jahrhundert abgängig ist. Hat ja keine Tiefgarage. Keiner will es, niemand braucht es.

Niemand Entscheidendes wagt dem glockenbehangenem Giebel eine neue Richtung zuzuweisen, außer ihn zu einem Tempel des Konsums zu degradieren. Dieser Tempel steht aber bereits schräg gegenüber, in ehrwürdigen Gemäuern einen Neuen zu errichten, grenzt an Blasphemie.

Städtischerseits wird ein Konzept gesucht, das aus jeder Verantwortung befreit. Hatte man doch bereits vor Jahren richtig danebengegriffen. Ein neues Gebäudekonzept muss leicht und beschwingt sein, so daß Hamelner Ratshonoratioren nicht überfordert werden.

Irgend einen Schnickschnack auf Busladungen aus Wanne-Eikel oder Bottrop ausgerichtet. Irgend einen Käsequark beheimaten, den eine HMT rühren kann. Vielleicht eine Lounch für eine eingekaufte Päpstin? Einen ganzjährigen Weihnachtsmarkt mit Glühweingelagen im August?

All diese Gedanken werden dem Gebäude schwerlich gerecht aber zeigen den Horizont auf, an dem der sonst zart gegliederte Sandstein-Koloss bald stehen könnte.

Ein Horizont der Armut in Fülle, an dem eine Stadt scheitert und sich nicht in Lage zeigt, einem ihrer wertvollsten Gebäude eine würdige Aufgabe zuzuweisen.

Zurück