Konzertgitarrist David Qualey überraschend verstorben
von th (Kommentare: 0)
Nachrufe sind nicht so mein Ding. In diesem Fall schon. David Qualey ist verstorben, ein guter Freund, Gitarrenlehrer und Mentor meiner Person.
Momentan werde ich mit Nachrufen zu seinem Tod plattgemacht, leider konnte ich erst durch einen Dewezet-Artikel von seinem Ableben erfahren. Den Rest habe ich noch nicht gelesen. Es wird viel geschrieben und abgeschrieben, wenn der Tag lang ist. Die Dewezet lobt im Schlusssatz sein sanftes Wesen. Sorry, - so sanft war er gar nicht. Ohne Frage war er der Meister sanfter Harmonien und Töne, die er seiner Guitarre entlockt hat. Seine Kompositionen1 sind aber Teufelswerk. Da hat sich schon manch einer seine Finger gebrochen. Ich konnte nur ein Stück aus seiner Feder spielen: “Time and again“. Passt irgendwie.
Wir wohnten nur 3 Häuser in Dehmke auseinander, aber eigentlich war ich jede freie Minute bei David und Silvie. Wir schlossen einen Deal: Du mähst uns den Rasen (2 Std.) und bekommst dafür eine dreiviertel Stunde Guitarrenunterricht. Der Unterricht fiel leider oft aus. Dennoch wurden wir gute Freunde.Ich stieg auf zum Roadie und begleitete ihn auf seinen Tourneen und machte den Plattenverkauf am Ende der Konzerte. Gegen Kost und Logis.
Außerdem war sein jeweils temporärer Hund2 meine Aufgabe, Gassi gehen und so. Tilly, eine Promenaden-Mischung mit Pudel wollte nicht auf Mainzer Beton kacken. Zurück im Mainzer Unterhaus, als schon Pelzmäntel an der Garderobe abgegeben wurden, klappte es dann auf dem grün-genoppten Gummiboden laut winselnd im Foyer. Alle Hunde und Haustiere von David hatten irgendwie einen an der Marmel. „Wie der Herr, so's Gscherr“ .
Einmal konnte ich David retten: Zu einem beliebten Weihnachtskonzert im Hamelner Münster trug er komplett schwarz, aber weiße Tennissocken. Sieht bekloppt aus, wenn das Gitarren-Haltebein auf dem Bankerl steht. Wir konnten noch rechtzeitig in der Sakristei die Socken tauschen.
Auch mit seinen Frauen5 ging David nicht zimperlich um. Ging die Eine, kam die Nächste. Soviel zum Thema Sanftmut. Im weiteren schweigt des Dichter's Höflichkeit.
Mich selbst nannte er entweder Dipshit oder Klappstuhl. Gut, Klappstuhl habe ich letztendlich akzeptiert. Einmal begleitete ich ihn zu einem Folkfestival in Hasselt/Belgien. Das Doppelbett neben ihm wurde mir kurzfristig gekündigt – veränderte Planung. Ich schlief dann mit einer Katze3 neben mir auf einem Heuboden. War nett.
David und mich verband eine weitere Leidenschaft: Je eine Portion Gyros bei Hellas in der Kupferschmiede-Straße. Da selbst notorisch klamm zahlte David meist. Danach ging es ins Brecke. Altbier war damals angesagt und wir widmeten uns nebenbei der Damenwahl. Meine Wahl fiel auf die Bier-, Wasser-, Kaffee-Tante4, da sie immer die gleiche Getränkefolge wählte, und somit berechenbar war. Mir gegenüber hatte sie aber die Ausstrahlung eines Schweizer Gletschers. David meinte ich solle sie mal auf eine Pizza einladen. Das macht man so. Fand ich doof und hätte auch nicht bezahlen können. David und ich führten gerne „Männergespräche“. Diese drehten sich fast immer nur um Frauen – ein Paradox? (siehe Foto Nr. 6 Männergespräche).
Bei unserer monatlichen Pokerpartie mit Doug Porter, einem englischen Singer/Songwriter, konnte von Sanftmut auch keine Rede sein. Grundeinsatz 1 Groschen, nur man musste ja weiter bieten. Die Jungs haben mich eiskalt bis auf das letzte Hemd ausgezogen. David konnte großzügig aber auch knickerig, geizig und nachtragend sein. Während eines 3-monatigen Ameriko-Aufenthaltes passte ich auf Haus und Rasen auf und habe seine Kiste Coke ausgetrunken. Dieses Vergehen war eine harte Bewährungsprobe unserer Freundschaft. Er hat es mir noch jahrelang vorgeworfen.
David hatte immer besondere Leidenschaften, z.B. Motormodellflugzeugbau. Schwieriges Wort und eine schwere Erkrankung des zentralen Nervensystems. Diese Erkrankung hat er nach Jahren überwunden. Dann kam Golf, eine schwere Erkrankung, die in erster Linie amerikanische Präsidentschaftskandidaten befällt und nicht heilbar ist.
Dieses, Tinitus und ein Schlaganfall waren sein Verhängnis, er konnte nicht mehr in Konzerten brillieren und sein Handycap beim Golf halten. Es hat ihn sehr betrübt und er war außer sich als ich ihn letztes Jahr zu seinem Geburtstag zum letzten Mal sprach.
Wir waren wirklich gute Freunde und werden uns wiedertreffen. Woanders halt.
Hültho
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Ohne David gäbe es nur Blatt (& Borke nicht). David ist am 23. Oktober 2024 gestorben. Da wir von seinem Tod erst gestern aus der Zeitung erfahren haben, wollen wir uns wenigstens gedanklich von ihm verabschieden. Hier ein paar Erinnerungs-Rosinen von mir...
1 Als ich David kennenlernte, war er nicht nur ein begnadeter Musiker sondern auch Ami mit norwegischen Wurzeln (die Wikingervorfahren sieht man ihm an). Vor seiner Karriere als Konzertgitarrist hat er sich hier in Deutschland als Straßenmusikant duchgeschlagen. 1975 verhalf ihm eine Schallplatte (so ein Dings aus Vinyl mit Rillen ;-) zu ersten Erfolgen: Only Guitar, Stockfisch Records
2 David war mit Herz, Seele und kurzer Leine Herrchen: Rufus (dominater Dackel-Mix) Tilly (schwarze Pudel-Wuselin), Taco (niedlich-hyperaktiver Terrier), Django (zartbesaiteter Königspudel) und der letzte Lockige (?) können das bezeugen. Es gab es mal ein herzergreifendes Abschiedslied für Taco oder Django, aber das finde ich auf seiner Website nicht mehr. Hier deshalb dieser eine Link auf die sanften Seiten von David: Tacos Turn
Bei seinem vorletzten Besuch hatte er Angst, dass unser 1 jähriges Katzenmädchen Zyliss seinem Riesen-Königspudel Django die Augen auskratzt. Zyliss war harmlos, aber unsere Klette auf der Terrasse nicht. Wir haben jetzt noch genug ausgekämmten Pelz für eine Pudelmütze! Sorry!
3 Ich weiß nicht, ob David uns deshalb einen „I hate Cats“ Kalender geschenkt hat. Wohlmöglich kurz nachdem einer unser geliebten Katern verstorben war. Eben typischer David Humor: Some Cats get it, some Cats ain‘t.
4 Die unkommunikative Zicke und mit 20 schon als „...-Tante“ titulierte war selber auf der Pirsch nach ihrem Traumprinzen und von den ständig starrenden Theken-Typen höchst genervt. Das „Anblitzen“, wie die beiden es nannten, hat dennoch gewirkt. Traumprinz Nr. One ist längst vergeben und vergessen. Nach Thomis etwas nervösen Solo von "Time and again" fielen mir nebenher seine schönen Hände auf und ab da war es um mich geschehen.
5 Ich habe nur zwei von Davids Lebensabschnitts-Gefährtinnen näher kennengelernt: Christiane und Suzanna. Von Christiane habe ich immer noch einen schönen Silberring, sowie eine Küchenrenovierung (Now it's fertig!) und ein Rezept für Kräuterbutter in Erinnerung, von Suzanna die Regeln einer costaricanischen Hochzeitsfeier (das Essen erst zum Schluss, sonst sind vorm Ende der Party alle Gäste weg), ihre Stimme, ihr virtouses Gitarrenspiel und ihre Suche nach einer Reissorte, die sie so kochen kann, wie in ihrer Heimat.
Farewell David, du warst ein erheblicher Teil von unserem Leben, spiele Wolken-Golf, wirf Stöckchen und stimme deine Gitarre weiterhin zum klangvollen Lob des heiteren Seins.
SuperRegine!
PS. Mein Lieblings-Stück auf Davids beschwingtester Audio-CD 3.5 Hours ist und bleibt die Beatles Adaption "Here comes the sun"!
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Wir dachten, wir hätten nach 40 Jahren Fotos ohne Ende von David & Co. Aber digital waren wir damals noch nicht unterwegs und Negative von uns Foto-Enthusiasten sind nicht mehr aufzufinden. Hier also nur Brösel in einer kleinen privaten Fotogalerie...