Ode an das Dusch'n

von th

Oh, welch Erqickung ist doch ein Brausebad. Seit Tagen grübele ich, woher der Ausdruck Duschen kommt. Eigentlich sagen doch alle: Ich geh' jetzt mal duuschen, also langes Duu.

Guut, meine ungewaschenen Grübeleien ergeben folgendes: Duuschen kommt aus dem jiddischen Sprachschatz.

Ich erinnere mich schwach und müffelnd an ein Liebeslied: „Bei mir bist du scheen“. Kürzer gefasst: „Du scheen“. Leerzeichen noch raus und wir sind schon fast am Ende der Recherche. Ohne Frage ist man deutlich scheener, so mann mal geduuscht hat. Aus meinem Migrationshintergrund, dem bayrischen Voralpenland, heraus, erinnere ich mich an den Begriff „Döschen“. Angeregt durch den Föhn kam es im Sommer nahezu allabendlich zu einem eindrucksvollen Gewitter. „Joa sakra, dees döscht aber heit. Und mir homn des Hei no net im Stadl.“ Hat also das Duuscheen einen eher jiddisch-bayrischen Sprachhintergund? Keine nasse Ahnung. Döschen führt aber zu einem eklatanten Eigen-Geruchsverlust.

Deshalb klemmten sich fesche Buben beim Hei-Sensen ein Schweißtücher'l unter die Achseln, um es beim Tanz in den Mai in den Latz der Hirschledernen zu stecken. Auf Brautschau war eher der Körpergeruch entscheidend. Man wollte sich ja gut riechen können – für den Rest des Lebens. Heute ist eher Deo angesagt, Online-Dating-Portale vermitteln nun mal keine Geruchskomponenten. Da fällt man dann schon mal auf die Nase.

Vor etlichen Jahrhunderten war eine Freundin von Regine auf Besuch. Da wir weder über eine Duschsche, noch ein Gästebett verfügten, schliefen wir auf einer Matratze. Ich konnte nicht schlafen. Der infernalisch erotisierend wirkende Duft unseres Gastes raubte mir den Verstand. Es kam zu keinen Übergriffen. Regine lag zwischen uns.

Dafür höre ich mir nun ständig an, zunehmend aufbrausend zu sein. Regine nennt das cholerisch. Nun war ich schon in etlichen Baumärkten und Sanitärfachhandeln. Einen Sparbrausekopf konnte ich leider nicht erstehen.

Es werden Stimmen hinter mir laut: Geh' doch einfach mal guurgeln! Gut, Duschen kommt aus dem Franzosenland. Douche ist die Wasserrinne, usw. Ich mach mir die Welt aber lieber so, wie sie mir gefällt. Dänisch ist putzig: Brusebad. Noch Fragen? Hier ein Link von der Spielverderberin: https://de.wiktionary.org/wiki/Dusche

Ich geh jetzt mal Wasserrinne, das kühlt das Gemüt.

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