Ode an die Unterhose
von th

Immer wieder lese und höre ich, dass Männer Schweine sind. Eine unglaubliche Diffamierung für einen rosigen, borstigen Mitbewohner unserer gepflegten Mutter Erde. Hier ein paar Fakten zum Schwein:
Ein Schwein ist ein soziales Wesen, hoch intelligent, verspielt und äußerst reinlich. Alles Attribute die einem Mann nicht an den Hintern gehängt werden können. Schweine liegen am liebsten gemeinsam stundenlang in einer Suhle, eine Art Badewanne, benutzen Toilettenräume im Sitzen, lieben, schützen und umhegen ihren Nachwuchs, solang er nicht zerstückelt auf einem männlichen Grillrost landet. Naturgemäß lebt es in einem lichten Eichenwald mit Badeteich. Eicheln machen den Schinken rund. Ein rubensches Schönheitsmerkmal für eine gesunde Sau. Ein betonierter Ritzenboden ist kein Habitat für die Gattung, denn Schweine tragen keine Unterwäsche. Womit wir am Ausgangspunkt meiner Betrachtung wären:
Nur 82 Prozent aller deutschen Männer wechseln täglich ihre Unterhose! Wie das bei den Eskimos oder auf Kuala Lumpur gehändelt wird, weiß ich nicht. So betrachtet zähle ich mich zur Drecksau. Ich halte mich an die Ansicht, dass eine Sichtbegutachtung ausreichen müsste, errechne aber den geforderten Idealfall: Jährlich bräuchte ich 365 Unterhosen, Stückpreis durchschnittlich 3,77 EUR =1376,05 (Woolworth oder Creation & Asozial) zuzüglich 3 Billyg-Kommoden, je 542 Euro. Zusätzlich 120,45m Wäscheleine bei Größe M5 und 730 Wäscheklammern. Ein gewaltiges Investment! Der deutsche Mann besitzt durchschnittlich jedoch nur 21,4 Unterhosen. Mir gehören nur 7,4, zwei davon tragen den gestickten Namenszug Frank Fields. Wer ist das und warum liegen seine Unterhosen in meiner Kommode? Hugo Boss ist nicht vertreten.
Zu Neujahr müsste ich dann 365 Böxen bei 90 Grad kochen. Geht gar nicht wegen der „Wilden Jagd“: Zwischen Weihnachten und heilige 3 Könige darf man keine Wäsche waschen und raushängen, sonst verfangen sich dort böse Geister und bringen Unglück über Haus und Kommoden (siehe Wikipedia: Rauhnächte).
Eine letzte Berechnung: Gerade habe ich eine (gewaschene!) Unterhose bewogen. 56 Gramm, macht bei 365 Stück zu Neujahr 20,44 Kilo Kochwäsche, etwa 7 Maschinen – also klimatechnisch halbwegs in Ordnung - solange man die Anzahl von 4 Milliarden Männern auf der Erde vernachlässigt. Nicht einberechnet sind lange Unterhosen (178 Gramm), prekäre Entlohnung von Bauwollpflückern in Afriko und Näher*innen in Bangladesch.
Nun soll Schluss sein mit der Korinthenkackerei in die Unterböxe. Nur noch soviel:
Geschichtlich gesehen war die erste Unterhose ein Feigenblatt, Tragedauer und Waschempfehlungen sind nicht überliefert (siehe Adam und Eva, Altes Testament). Ausgrabungen belegen ab 5000 v. Christi den Lendenschurz als letztes Hemd, das keine Taschen hatte. Die Römer wickelnden dann das Subligaculum um Weichteile und Lenden. Mit der Vorherrschaft der Germanen (ab 464 n.Christi) war dann Schluss mit der Einhausung des barbarischen Intimbereichs. Erst in den 1860er Jahren kam nach langer Zeit der Unterhemden, des Korsetts und der Schnürungen wieder Bewegungsfreiheit um die Beine: Der Weißwarenhersteller Schiesser entwickelte sogenannte Trikotagen. Bis zu Persil war es da kein weiter Eingriff mehr.
1,2% deutscher Männer wechseln 3x täglich die Böxe. Friedrich Merz bewegt 3 Privatjets. Macht nach jeder geglückten Landung...?
Vielleicht sollte mann mal eine noch höhere Instanz um Rat bitten: Wie oft wechselt Papst Leo der 14te seine Unterhosen und trägt er überhaupt welche unter seinem barocken Brokat-Rock?
Mein Tipp: Aktuelles Sonderangebot bei Laldi: 42 Stück in der Maxipackung. Ich sause mal los.
hültho