Pauli kommt nicht wieder
von rw
Nachruf
Number Six (alias Püschel) saß am 8. Februar 2023 plötzlich auf unserer Katzenausguck-Bank, auf der Terrasse. Seitdem kam er 1-2 mal wöchentlich vorbei und himmelte unsere Katzenmama an. Unsere Seidenprinzessin fühlte sich gleich gebauchpinselt von ihrem neuen Galan. Mehrfach haben wir die beiden beim Spaziergang beobachtet: Zyliss stolz mit wehender Fahne voran, Püschel dackelte mit 1 Meter Abstand hinterher.
Er sah aus wie europäische Wildkatze, war dafür aber zu zahm. Für eine Hauskatze war er eher zu scheu: Wenn wir ihm draussen zu nahe kamen, ernteten wir ein kleines Fauchen. Unser Kater und seine kleine Schwester mochten den friedfertigen Wilden auch, trotz intensiver Pi-Mails. Er besuchte uns bis Juni, dann war er plötzlich verschwunden.
Auf der Suche nach seinem Personal, erhielten wir zwei Rückmeldungen, eine aus Bayern und eine hier um die Ecke (An den Lehmkuhlen). Der bayerische Pauli sah unseren Besucher zwar ähnlich, war aber eher zierlich.
Der wilde Fundkater in der Nähe war Nr. Six wie aus dem Gesicht geschnitten, kam aber eines Tages mit einer so fiesen Halswunde nachhause, dass er eingefangen und eingeschläfert werden musste. Wir waren schon traurig, aber nach einem Datumsabgleich, war unser fremder Kater ein paar Tage später noch quietschvergnügt bei uns zu Besuch. Totgesagte leben länger?
Am 29. Februar 2024, kam Püschel wieder auf die Terrasse spaziert, als wäre er nie weggewesen. Seitdem nannten wir ihn Pauli Fauch. Er blieb diesmal nur bis Ende Mai. Meine zweite Suchanzeige nach seinem Personal, brachte wieder keinen Erfolg.
Letzten Freitag haben wir uns gefreut, wie die Schneekönige, als wir abends endlich wieder ein zartes Stimmchen hörten: "Oh, der Pauli ist wieder da!". Selbst unsere Pelznasen waren ganz aus dem Häuschen. Er war ziemlich busy und schon nach einer viertel Stunde wieder weg, weil die Mädels bei dem Schietwetter nicht rauswollten.
Wir dachten, Pauli kommt wieder vorbei, um unsere Damen zu bezirzen und wunderten uns, dass er ausbleib. Das war nicht zwar ungewöhnlich, aber nach einer Woche, wollte ich sicherheitshalber wieder eine Suchanzeige aufgeben.
Am Montag fand ich eine Meldung, dass Samstag morgen ganz in unserer Nähe eine Tigerkatze überfahren wurde. Das Tierheim und die Finderin hat mir bestätigt, dass das Pauli sein könnte. Ob er das wirklich war, könnten nur seine Dosies klären. Wir befürchten inzwischen, dass wir ihn nicht wiedersehen. Also...
Adee Pauli, rästelhafter, wildfarbener Waldkater! Wir werden deine ruhige Art und deine zarten Liebeslieder sehr vermissen. Du warst ein netter Kerl und selbst bei unseren Biestern willkommen. Du bist beharrlich deinen eigenen Weg gegangen und dabei jetzt abrupt in die ewigen Jagdgründe katapultiert worden.
Wie schön wäre es gewesen, mit dir zusammen in der Frühlingssonne zu sitzen. Friede deiner kleinen, schwarzfüßigen Seele im Püschelfell.
Mach‘s gut Kleiner, grüße Miele & Siemens.
Alles Gute an dein Personal, wir trauern mit.
PS. Unsere Pelznasen suchen noch immer nach ihm. Deshalb geben wir die Hoffnung noch nicht auf, dass er sich nur im Terminkalender geirrt hat und Anfang Februar wieder vor der Terrassentür maunzt.
Update
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Wir haben uns 17 Tage lang verzweifelt die Augen nach Pauli ausgeguckt. Und PADAA: Da ist er wieder: Pauli Fauch!
War wohl doch ein Fehleintrag im Terminkalender. Wir freuen uns darauf, ihn bald mal wieder friedlich auf der Bank in der Sonne zu sitzen zu sehen.
Ein paar Indizien gab es, dass Pauli noch wohl auf ist: Katzenklappen-Klang ohne unsere Katzen, eine Schüssel gefüllt mit „Schmeckt Scheiße“ leer und das Blumenzwiebel-Kälteschutz-Heu schnuppert immer noch.
Wir sind sehr froh, um seinen armen Artgenossen tut es uns weiterhin leid.